Synergie-Satellitenprojekt

Wie das Projekt DisConMelter die Glasschmelze flexibilisiert hat

Von 2016 bis Ende August 2019 war DisConMelter ein Satelliten-Projekt von SynErgie. Beide Projekte arbeiten daran, Industrieprozesse so anzupassen, dass sie mehr Strom verbrauchen können, wenn er im Stromnetz gerade reichlich vorhanden ist und den Verbrauch zurückfahren können, wenn Mangel herrscht. Allerdings betrachtete das Satelliten-Projekt DisConMelter ausschließlich die Glasindustrie.

Das Bild zeigt Glasflaschen auf einer Produktionsstraße.
Gefällt Auge und Netzbetreibern: Dank des DisConMelters ist die Glasproduktion auch energieflexibel möglich. Quelle: Heinz-Glas GmbH und Co. KGaA

Mit einem Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro ist Deutschland Europas größter Glasproduzent. Bisher ist die Glasproduktion allerdings auf die Nutzung fossiler Brennstoffe angewiesen, um Quarzsand, Kalk und Soda bei rund 1400 Grad Celsius zu Glas zu verschmelzen.

Quelle: DisConMelter

Der DisConMelter, eine elektrisch betriebene Schmelzwanne, sollte das ändern. Glasschmelzwannen sind auf konstante Temperaturen und gleichbleibenden Füllstand ausgelegt. Genau an dieser Stelle setzt das gleichnamige Projekt an: Ziel war, eine Schmelzanlage aus drei Modulen zu bauen, die die bisher direkt aufeinanderfolgende Produktionsschritte voneinander trennen. Nur so kann die Glasproduktion flexibel gestaltet werden.

Modul 1 schmilzt das Glas. Das soll nur dann passieren, wenn auf dem Strommarkt mehr Strom zur Verfügung steht als tatsächlich gebraucht wird. Das geschmolzene Glas wird anschließend in Modul 2 befördert, einen riesigen Glasspeicher, der das flüssige Glas für lange Zeit bei geringem Energieverlust lagern kann. Anders als die Glasschmelze ist der Glasspeicher energieflexibel. Das heißt: Er kann für einige Zeit mal mit mehr und mal mit weniger Stromverbrauch auskommen. Das flüssige Glas verbleibt so lange im Glasspeicher, bis wieder genügend Überschuss-Strom zur Verfügung steht. Modul 3 übernimmt zuletzt die Weiterverarbeitung des Glases in Flaschen, Gläser und Röhrchen.

Quelle: DisConMelter
Quelle: DisConMelter

Die Aufteilung der Glasherstellung in drei Schritte birgt zwei große Vorteile. Erstens lässt sich die Glasproduktion dadurch energieflexibel gestalten: Weil die Glasindustrie enorme Mengen Strom verbraucht, könnten Unternehmen der Glasindustrie durch das neue Verfahren zukünftig das Stromnetz in erheblichem Maße stabilisieren. Zweitens könnte das modulare System bei Umsetzung im industriellen Maßstab auch Vorteile für Mitarbeiter mit sich bringen. Bisherige Glasschmelzen erlauben keine Unterbrechung der Produktion – die Maschinen laufen Tag und Nacht. Durch die zwischenzeitliche Speicherung des Glases und eine abschaltbare Schmelze könnten in der Glasproduktion künftig Nacht- und Wochenend-Schichten überflüssig werden.

Erfolg des Projekts DisConMelter

Die Forscher entwickelten im ersten Schritt eine neue, elektrisch beheizte Glasschmelzwanne. Ein DisConMelter-Testmodul wurde am Anwenderzentrum der Technischen Hochschule Deggendorf in kleinerem Maßstab aufgebaut und erfolgreich in Betrieb genommen.

Projekttitel

DisConMelter - Verbundvorhaben DisConMelter: Entwicklung einer modularen Glasschmelzwanne als zentralen Baustein einer flexiblen Glasschmelztechnologie

Laufzeit

05.01.2017 - 31.08.2019

Förderkennzeichen

03SFK3S3A - D

Fördervolumen

667 Tausend Euro

Projektpartner

Heinz-Glas GmbH & Co. KGaA

Universität Bayreuth - Lehrstuhl für Werkstoffverarbeitung

InVerTec Institut für innovative Verfahrenstechnik e. V.

Technische Hochschule Deggendorf (THD) - TechnologieAnwenderZentrum