05.01.2021 SynErgie
100 Tage in Betrieb: Energieflexible Luftzerlegungsanlage läuft erfolgreich
Die erste kommerziell genutzte Luftzerlegungsanlage auf Basis des FlexASU-Konzepts hat im August ihren Betrieb aufgenommen – und produziert seit mehr als 100 Tagen energieflexibel erfolgreich Stickstoff, Sauerstoff und Argon. Ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende.
Raus aus der Forschung, rein in die Anwendung: Im August 2020 hat SynErgie-Projektpartner Linde eine energieflexible Luftzerlegungsanlage auf Basis des FlexASU-Konzepts am dänischen Standort Vejlein Betrieb genommen. Nach 100 Tagen fällt die erste Bilanz der FlexASU positiv aus. Zuvor wurden in Vejle kommerzialisierte Flexibilisierungsmaßnahmen an einer Luftzerlegungsanlage am Standort Röthenbach an der Pegnitz getestet und im Rahmen des Kopernikus Projektes SynErgie ausgewertet. Die Erkenntnisse aus der ersten Projektphase des SynErgie-Projekts waren nun maßgeblich für die Flexibilisierung der neuen Anlage.
Luftzerlegungsanlagen, sogenannte Air Separation Units (ASU), eignen sich aus zwei Gründen besonders gut für eine energieflexible Produktion: Erstens verbrauchen sie viel Energie – und haben damit ein hohes Flexibilitätspotenzial. Zweitens bietet der Prozess der Luftzerlegung hervorragende Möglichkeiten der Produktspeicherung: Wird die Produktion gesteigert, können gewonnene Flüssiggase in Tanks gelagert werden.
Die energieflexible Produktion bildet einen Schlüsselbaustein der Energiewende: Mit steigendem Anteil erneuerbarer Energie nehmen Schwankungen im Stromnetz deutlich zu. Industriebetriebe können diese Schwankungen durch Anpassung ihrer Stromnachfrage an das Angebot ausgleichen. Wegen des besonders hohen Strombedarfs bei der Luftzerlegung, ist der mögliche netzdienliche Effekt hier besonders groß.
Um Luft in ihre Bestandteile zu zerlegen, müssen mit hohem energetischen Aufwand extrem niedrige Temperaturen erzeugt werden. So niedrig, dass sich die Umgebungsluft durch Rektifikation in seine Bestandteile zerlegen lässt: Hauptsächlich also Stickstoff (macht etwa 78 Prozent der Luft aus) und Sauerstoff (21 Prozent) – aber auch Argon (0,9 Prozent) und weitere Gase.
Die neue FlexASU des Industriegase- und Engineering-Unternehmens Linde ist in der Lage, Teile dieses energieintensiven Prozesses zeitweise abzuschalten, ihren Energiebedarf dadurch zu flexibilisieren und damit an die Verfügbarkeit von regenerativ erzeugtem Strom anzupassen. Der erfolgreiche Betrieb der Anlage ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer energieflexiblen Industrie.