Rheticus

Wie das Kopernikus Partner-Projekt Rheticus klimafreundliche Chemikalien herstellt - mithilfe von Bakterien 

Rheticus ist aus dem Kopernikus-Projekt P2X entstanden. Das Ziel ist dasselbe: Das Projekt will erneuerbare Energie in unterschiedliche Stoffe umwandeln. Allerdings nur teilweise mit Power-to-X-Verfahren. Die restliche Arbeit übernehmen Bakterien. Dank ihnen entstehen aus Strom, CO2 und Wasser für die Chemieindustrie unverzichtbare Spezialchemikalien.

Bis 2045 will die Bundesrepublik weitestgehend klimaneutral werden. Um dieses Ziel erreichen zu können, braucht es Wege, das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2) als Rohstoff zu nutzen statt es als Abgas in die Atmosphäre entweichen zu lassen. Das Projekt Rheticus hat genau das vor: Im ersten Schritt, der Ko-Elektrolyse, werden CO2 und Wasser mit erneuerbarer Energie in Wasserstoff und Kohlenmonoxid umgewandelt. Die Mischung der beiden Produkte nennen Wissenschaftler Synthesegas.

Das Bild zeigt einen Ko-Elektrolyseur von Siemens.
Schritt 1: Mithilfe eines Ko-Elektrolyse-Moduls von Siemens stellt Rheticus zunächst Synthesegas her - ein Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Foto: Rheticus/ Evonik

Mit der Fermentation nutzen die Forscher von Rheticus ein zweites Verfahren. Dafür füttern sie Mikroorganismen (Bakterien der Gattung „Clostridium“) mit dem gerade erzeugten Synthesegas. Die Mikroorganismen ernähren sich von Kohlenmonoxid-haltigen Gasen. Was sie anschließend ausscheiden, sind Spezialchemikalien wie Butanol und Hexanol, die sonst aufwendig und mehrschrittig hergestellt werden müssten.

Welche Bakterien Rheticus verwendet

Die Bakterien der Gattung „Clostridium“ sind anaerob. Sie wachsen, wenn ihnen kein Sauerstoff zur Verfügung steht. Und sie ernähren sich von Kohlenmonoxid. Damit sind sie für das Fermentations-Verfahren von Rheticus ideal. Die Bakterien kommen überall auf der Welt vor, meist in Böden und in den Verdauungstrakten von Säugetieren.

Vor allem das entstehende Hexanol ist für die Rheticus-Forscher interessant. Aus ihm lassen sich Kunststoffe, Nahrungsergänzungsmittel und Kraftstoffe herstellen. Und genau das ist der Plan. Gerade arbeitet das Projektteam daran, eine Versuchsanlage in Marl aufzubauen. Dort will das Team nachweisen, dass dank Power-to-X und Bakterien Hexanol kontinuierlich und in großem Maßstab hergestellt werden kann.

Das Bild zeigt einen Fermenter auf dem Evonik-Betriebsgelände in Marl.
Schritt 2: In einem Fermenter des Chemiekonzerns Evonik setzen Bakterien das Synthesegas in Spezialchemikalien um. Foto: Rheticus/ Evonik

Ist das Vorhaben erfolgreich, kann die sonst so CO2-intensive Produktion von Spezialchemikalien schon bald klimafreundlicher gestaltet werden. Die bisherigen Ergebnisse des Projekts sind vielversprechend.

Projekttitel

Rheticus (Phase II) - Verbundvorhaben Rheticus II: Errichtung und Validierung einer vollkontinuierlichen modularen Basis-Technologie-Plattform für die Herstellung von Spezialchemikalien II

Laufzeit

01.08.2019 - 31.10.2021

Förderkennzeichen

03SF0574A - B

Fördervolumen

3,5 Millionen Euro

Projektpartner

Evonik Operations GmbH

Siemens Gas and Power GmbH & Co. KG

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