06.10.2022 Ariadne
Klimaneutrale Industrie: CO2-Abgaben entscheidend
Knapp ein Viertel der Treibhausemissionen Deutschlands entstammt dem Industriesektor. Um die Transformation zur klimaneutralen Industrie voranzutreiben, hat die Bundesregierung bis Anfang 2022 mehr als 20 Instrumente beschlossen. In einer neuen Ariadne-Analyse haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung das Zusammenspiel dieser Instrumente hinsichtlich des Erreichens der Klimaziele untersucht.
In neun Szenarien haben Fachleute die Wechselwirkungen von Maßnahmen betrachtet. Dabei haben sie festgestellt, dass der aktuell beschlossene Instrumentenmix nicht gewährleistet, das 2030-Klimaziel im Industriesektor zu erreichen. Daraus folgern sie, dass auch unwahrscheinlich ist, in diesem Bereich bis 2045 klimaneutral zu sein.
Lediglich unter sehr optimistischen Annahmen lassen sich bis zum Jahr 2030 die Emissionen zielgerecht senken. Hierfür müssten übliche Re-Investitionszyklen sehr viel kürzer ausfallen, einhergehend mit CO2-Preissprüngen und sehr niedrigen Wasserstoffpreisen.
Die Ambitionen müssten deutlich steigen, um vor allem die großen Restemissionen zu verringern. Diese entstehen vornehmlich in Prozessen der Zement- und Kalkherstellung sowie beim Einsatz von Erdgas. Ambitionierte CO2-Abgaben gezielt einzusetzen, trage maßgeblich dazu bei, emissionsintensive Energieträger langfristig zu verdrängen.
Wirkung zeigt dabei vor allem ein schneller Anstieg des CO2-Preises auf 150 Euro je Tonne CO2, damit Wasserstoff und Strom in der Prozesswärme bis 2030 gegenüber Kohle und Gas konkurrenzfähig werden.
Und auch dieses Instrument zeigt seine volle Wirkung nur im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen, darunter:
- Wasserstoff-Anwendungen gezielt fördern
- Grüne Leitmärkte ermöglichen
- den Instrumentenmix am Ziel einer materialeffizienten Kreislaufwirtschaft ausrichten
- bestehende Energieeffizienz-Instrumente zielgerichtet ausgestalten
Dr. Tobias Fleiter, Dr. Matthias Rehfeldt (2022): Instrumente für eine klimaneutrale Industrie. Eine modellgestützte Szenarioanalyse des aktuellen Instrumentenmixes. Kopernikus-Projekt Ariadne. Potsdam, Oktober 2022.
