28.11.2023 Ariadne

Gestaltungsspielraum für EE-Ausbau vorhanden

Zwei Dinge braucht Deutschland für den Ausbau der Erneuerbaren Energien: genügend geeignete Flächen und die Akzeptanz der Menschen vor Ort. Sie müssen nämlich bereit sein, mit Windrädern, Stromtrassen und Solar-Felder in ihrem Lebensumfeld zu leben. Ariadne-Forschende haben die verschiedenen Perspektiven zusammengebracht und ziehen ein positives Fazit: Akzeptierte Optionen gibt es viele.

Das Bild zeigt zwei Kinder von hinten auf einem Feld. Im Hintergrund sind Windkraftanlagen zu sehen.
©visoot – stock.adobe.com (generiert mit KI)

Das neue Ariadne-Kurzdossier verknüpft Standortpotenziale für Wind- und Photovoltaikenergie mit Ergebnissen der Bürgerdeliberation und der Panelbefragung „Soziales Nachhaltigkeitsbarometer“. Daran gearbeitet haben Forschende folgender Einrichtungen: Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE), dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), dem Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS), der Hochschule für Politik der Technischen Universität München (TUM) und der Stiftung Umweltenergierecht (SUER). Das Papier wirft Schlaglichter auf die einzelnen Technologien, in denen die gesellschaftlichen Präferenzen beim Ausbau Erneuerbarer Energien bereits recht eng mit regionalen Potenzialen für den Ausbau zusammenfällt. Zudem zeigt die Arbeit auf, welche Faktoren dazu beitragen können, die Stromwende zu beschleunigen.

Viele Deutsche favorisieren eine dezentrale Stromerzeugung durch den Ausbau von Solaranlagen, um die Energiewende voranzutreiben. „Alle vorhandenen Dächer mit Photovoltaik auszustatten, den Strom direkt vor Ort zu nutzen und so zum Beispiel den Ausbau von Stromtrassen abzuwenden, erscheint natürlich als die einfachste Lösung“, sagt Norman Gerhardt vom IEE. „Bei genauerer Betrachtung der tatsächlich vorhandenen Möglichkeiten sind die Potenziale jedoch nicht so einfach und unkompliziert zu erschließen. Aktuell verlangsamen zum Beispiel vor allem gesetzliche Vorgaben sowie die höhere technische und formale Komplexität noch die Nutzung der sogenannten Mieterstrom-Modelle.“

Erkannte Vorteile führen zu Kompromissbereitschaft

Allein durch Solaranlagen ist der emissionsfreie Energiebedarf zudem nicht zu decken. Daher gilt es, die Stromerzeugung mit Wind an Land und auf See weiter voranzutreiben. Unter bestimmten Bedingungen sind die Menschen jedoch bereit, auch dies mitzutragen. „Wichtig ist den Bürgerinnen und Bürgern zunächst, dass Standorte der Erneuerbaren-Anlagen über die Bundesländer gerecht verteilt und Alleingänge einzelner Bundesländer durch einen einheitlichen rechtlichen Rahmen verhindert werden“, erläutert Katja Treichel-Grass, Expertin für Bürgerdeliberation am MCC Berlin. Das 2022 verabschiedete Wind-an-Land-Gesetz verpflichtet die Bundesländer, ab spätestens 2032 einen Anteil von 1,8 bis 2,2 Prozent ihrer Landesfläche für den Windrad-Ausbau auszuweisen. Diese Vorgabe wurde in dem jetzt vorliegenden Ariadne-Kurzdossier bereits berücksichtigt.

„Im konkreten Fall vor Ort kommen dann weitere Aspekte für die Steigerung von Akzeptanz und gesellschaftlicher Trägerschaft in Betracht, wie die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern in Planungsprozesse, eine klare Kommunikation, finanzielle Teilhabe oder auch regionale Stromtarife sowie lokale Wertschöpfung. All das kann dazu beitragen, möglichen Widerständen zu begegnen und konstruktive Lösungswege zu entwickeln“, fasst Katja Treichel-Grass zusammen.

Auch aus technologischer Sicht gibt es Steuerungsoptionen, um vorhandenes Potenzial und Akzeptanz zusammenzubringen: „Damit zum Beispiel der grundsätzlich notwendige Ausbau von Stromtrassen im Einzelnen nicht noch stärker vorangetrieben werden muss, könnte der Ausbau von Wind-auf-See durch direkte Stromnutzung in Anlagen zur Wasserstoffherstellung vor Ort flankiert werden“, ergänzt Norman Gerhardt. Die Analyse der Ariadne-Forschenden zeigt, dass trotz knapper Flächen Gestaltungsspielräume für den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorhanden sind. So lassen sich sowohl die Ausbauziele erreichen als auch gesellschaftliche Präferenzen einzubeziehen.

 

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