01.02.2023 Ariadne

Ariadne: Ansätze für den Fernwärme-Ausbau trotz Energiekrise

Zur Herausforderung, künftig ausschließlich auf Basis von Erneuerbaren Energien Wärme zu erzeugen, gesellen sich der vorgezogene Kohleausstieg und die aktuelle Gaskrise. Wie soll dann gelingen, das Fernwärmenetz insbesondere im städtischen Raum auszubauen? Forschende des Kopernikus-Projekts Ariadne finden in dieser neuen Analyse Antworten, wie der Ausbau nicht ins Stocken gerät.

Das Bild zeigt einen Mann im Blaumann mit Helm, der inmitten von Fernwärme-Rohren steht und sich Notizen macht.
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Für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Zukunft ist der Ausbau der Fernwärmeversorgung essenziell - vor allem im städtischen Raum. Der Ariadne-Szenarienreport berechnet einen notwendigen Anschluss von 160.000 Haushalten pro Jahr. Bislang werden tatsächlich aber gerade mal halb so viele an das Fernwärmenetz angeschlossen. Ariadne-Forschende von der Universität Stuttgart – Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung haben die Herausforderungen für den Fernwärmeausbau unter die Lupe genommen. 

Um die Fernwärmeversorgung zu defossilisieren, muss der Anteil Erneuerbarer Energien von aktuell 11 Prozent auf 100 Prozent bis 2045 ansteigen. Größte Herausforderung ist dabei der schnelle Ersatz für Kohle als Energieträger. Schließlich ist ein vorzeitiger Kohleausstieg 2030 angedacht. Die Nutzung von Gas als Übergangslösung steht allerdings auf der Kippe. Dies ist dem Angriffskrieg auf die Ukraine geschuldet, verbunden mit dem Stopp für russische Gaslieferungen. Der Einsatz von Wasserstoff ist zwar theoretisch denkbar. Jedoch sind derzeit das Angebot noch knapp und die Preise hoch. Daher sollte diese Lösung für Sektoren wie die Industrie priorisiert werden. Der Umstieg auf Erneuerbare Energien für die Wärmeversorgung und der Ausbau von Fernwärmenetzen geht auch wegen dieser wegbrechenden Lösungsoptionen nur stockend voran.

Doch trotz möglichem vorzeitigen Ausstieg aus der Kohleversorgung und der Gaskrise sind Alternativen vorhanden, welche die Transformation und den Ausbau der Fernwärme weiter voranbringen können. Zentral ist dabei ein beschleunigter Umbau der Fernwärmenetze zu Niedertemperaturnetzen. Dies ist ohnehin zentral, wenn das Ziel ist, die Fernwärmeversorgung künftig vollständig klimaneutral zu gestalten. Die aktuelle Situation und das Wegfallen der Übergangslösung Gas können hier sogar zu einem Katalysator werden.

Allerdings ist dieser Umbau kostspielig, sodass Förderung sowie passende politische Rahmenbedingungen unumgänglich sind – und zwar schneller als gedacht. Die Ariadne-Forschenden schlagen in ihrer Analyse vor, die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) mit der kommunalen Wärmeplanung und ordnungsrechtlichen Optionen zu verzahnen. Beispiele könnten sein, die CO2-Grenzwerte für die Wärmeversorgung anzupassen und den Wärmepumpenstrom von Abgaben zu befreien. Hinzu kommen technische Maßnahmen wie eine fortschreitende Digitalisierung der Fernwärmenetze oder ein hydraulischer Abgleich der Hausanschlussstationen. Dies kann die Effizienz bestehender Strukturen stärken. Von der Umsetzung solcher und anderer Maßnahmen wird abhängen, ob die Gaskrise für den Fernwärmeausbau ein Hemmnis oder ein Katalysator wird.

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