18.12.2023 Ariadne
Wie Proteste das Interesse am Klimawandel beeinflussen
Dass nicht alle Menschen den Klimawandel gleich wichtig nehmen, macht manche richtig wütend. Ihrem Frust und ihrem Unverständnis machen sie bei Protesten Luft. Doch was bewirkt das bei anderen? Ariadne-Forschende finden in ihrer neuen Analyse eine klare Antwort darauf: Klimaproteste steigern eher das Interesse als dass sie Abneigung triggern.
Die Forschenden vom RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung haben anhand von Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) untersucht, wie Proteste sich auf die Sorgen um den Klimawandel auswirken. Dabei beziehen sie sich auf Aktivitäten der Initiativen „Fridays for Future“, „Ende Gelände“ und „Extinction Rebellion“ aus den Jahren 2016 bis 2020.
Sie hinterfragen, ob sich innerhalb von zwei Wochen nach einer Demonstration oder Aktion - zum Beispiel der Blockade eines Kohlekraftwerkes - die Einstellung in der Bevölkerung verändert hat. Das Autorenteam stellt fest, dass sich Menschen nicht nur mehr Sorgen über den Klimawandel machen. Vielmehr schenken sogar bisher Uninteressierte der Problematik Beachtung: Um jeweils rund 1,2 Prozent wächst der Anteil derer, die sich nach einem Protest zusätzlich um den Klimawandel Sorgen machen. Gegenteilige Effekte, also dass Menschen sich aufgrund von Klimaprotesten vom Thema abwenden, haben die Forschenden nicht nachweisen können.
Drastische neue Protestformen noch nicht beachtet
Neue Formen von Protesten, wie sie zum Beispiel die „Letzte Generation“ praktiziert, sind in dieser Untersuchung aufgrund von Datenverfügbarkeit nicht berücksichtigt. Erste Einblicke in die Umfrageergebnisse aus dem „Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer“ von Ariadne deuten aber darauf hin, dass die Mehrheit der Befragten wenig bis kein Verständnis für die neuen Aktionsformen wie etwa das Festkleben auf Verkehrswegen aufbringt.
Ob sie trotzdem dazu beitragen, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels zu erhöhen, bedarf weiterer Untersuchungen. Die Ergebnisse der Ariadne-Analyse zeigen jedoch klar, dass Klimaproteste insgesamt ein wirksames Mittel sein können, um den Klimawandel immer wieder ins gesellschaftliche Gedächtnis zu rufen.