21.07.2022 Ariadne

Wie der CO2-Preis den Wärmemarkt beeinflusst

Klimaschutz braucht Emissionssenkungen, die wiederum brauchen Anreize. Eine wichtige Stellschraube ist der CO2-Preis – besonders wenn es um Wärme in Gebäuden geht. Eine neue Studie von Ariadne-Fachleuten zeigt: Der geplante Mindestpreis von 55 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2025 kann zwar Emissionen senken, mit Blick auf die Klimaneutralität jedoch langfristig bei Weitem nicht genug.

Das Bild zeigt eine Heizung als Symbol für Wärme in Gebäuden und zwei Hände mit Taschenrechner, was die Kalkulation der Heizkosten veranschaulicht.
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Die Experten des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart haben verschiedene Szenarien zur Preisentwicklung analysiert: Mittel- und insbesondere langfristig sind CO2-Abgaben von 275 Euro oder sogar 355 Euro pro Tonne CO2 bis 2045 erforderlich, um Klimaneutralität im Gebäudesektor zu erreichen – das zeigen die Modellrechnungen. Gleichzeitig hat demnach ein sehr schneller und sehr starker Anstieg des CO2-Preises bis 2025 nur einen begrenzten Effekt auf Emissionseinsparungen – bei einer starken Belastung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Denn der Wärmemarkt ist träge: Viele Investitionsentscheidungen für Bauvorhaben und Sanierungen sind bereits gefallen und wirken noch auf Jahre nach. Ein verzögerter Anstieg des CO2-Preises führt jedoch zu hohen Emissionen, weil die Umstellung von Öl und Gas auf Erneuerbare Energien durch den fehlenden Preisdruck deutlich später erfolgt. Die verpassten Emissionsminderungen sind dann auch durch einen rapiden Anstieg nicht mehr aufzuholen.

CO2-Ausgleichsabgaben sind aber nicht die einzigen Stellschrauben für die Wärmewende, betonen die Autoren. Neben der Sanierungsrate im Bestand, die politische Maßnahmen vorantreiben können, spielen auch weniger beeinflussbare Faktoren wie die Importpreise für Öl- und Erdgas eine wesentliche Rolle.

Das zeigt auch die Untersuchung eines „Preisschock-Szenarios“, das die aktuelle Situation auf den Energiemärkten berücksichtigt, die durch den russischen Krieg in der Ukraine entstanden ist. Hier wird deutlich, dass hohe Gaspreise einen wesentlich stärkeren Einfluss auf die Nutzung von Heizenergieträgern haben als der CO2-Preis, sodass auch kurzfristig die Nutzung von fossilen Brennstoffen im Gebäudesektor stärker zurückgeht.

Langfristig sind dennoch entweder ein ausreichend hoher CO2-Preis als Leitinstrument mit einigen flankierenden Politikmaßnahmen oder andere tiefgreifende politische Maßnahmen (Verbote, Regulierung und Subventionen) notwendig, um die Klimaziele zu erreichen.

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