29.06.2021 SynErgie

E-Flex Scanner berechnet Energieflexibilisierungspotenzial der Produktionsinfrastruktur

Durch den energieflexiblen Betrieb ihrer Produktionsinfrastruktur - also beispielsweise ihrer Wärme-, Kälte- und Druckluft-Systeme – können Unternehmen Schwankungen im Stromnetz ausgleichen, CO2 sparen und von günstigen Strompreisen profitieren. Das Kopernikus-Projekt SynErgie hat einen E-Flex Scanner entwickelt, der das Flexibilitätspotenzial von Infrastrukturanlagen erkennt und bewertet. 

Das Foto zeigt Rohre industrieller Kälte und Wärmeversorgung an einer Decke.
Foto: ©Andrei Merkulov - stock.adobe.com

Die Umstellung auf einen energieflexiblen Betrieb von Produktionsinfrastrukturanlagen in Unternehmen spart CO2 und kann sich bereits nach kurzer Zeit amortisieren. Um Energiemanager dabei zu unterstützen, das Energieflexibilitätspotenzial unternehmensspezifischer Produktionsinfrastrukturanlagen präziser einzuschätzen, hat das Kopernikus-Projekt SynErgie eine kostenlose Web-Applikation entwickelt. Der E-Flex Scanner gibt eine Hilfestellung zur Erfassung und Bewertung bestehender Flexibilitätspotenziale im Unternehmen.

Dazu lassen sich in der App in einem ersten Schritt Unternehmensziele festlegen. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der Nutzung günstiger Strompreise am Markt. In den folgenden Schritten analysiert der E-Flex Scanner dann das technische Potenzial bestehender Anlagen und unterstützt bei der Berechnung von Einsparmöglichkeiten. Hierbei kann für Speicher-Wandler-Systeme und bivalente Anlagen eine Betriebsoptimierung mit historischen Day-Ahead-Strompreisen der Jahre 2017 bis 2020 durchgeführt werden. Zusätzlich analysiert die App auch den Return on Investment (ROI): Sie berechnet also einerseits potenzielle Einsparungen in den letzten vier Jahren und setzt diese Ersparnisse dann ins Verhältnis zu den geschätzten Kosten der Befähigung zu einer energieflexiblen Betriebsweise.

Die Deutsches Milchkontor (DMK) Group, die Badische Staatsbrauerei Rothaus und die Evonik Industries AG nutzen bereits den E-Flex Scanner, um die eigenen Flexibilitätspotentiale zu bewerten. Die DMK Group und die Badische Staatsbrauerei Rothaus haben einen signifikanten Kältebedarf, um ihre Prozesse und Lager zu kühlen. Evonik in Darmstadt verfügt indes über ein großes Dampfnetz, bei dem simulativ eine bivalente Wärmebereitstellung untersucht wurde.

Alle Unternehmen nutzen die vorhandenen prozessinternen Temperatur- beziehungsweise Drucktoleranzen und erstellen somit einen virtuellen Nutzenergiebedarfsspeicher mit einer gewissen Speicherkapazität. Dieser könnte abhängig von den schwankenden Strompreisen energieflexibel geladen werden. Konkret bedeutet das, dass die Kältespeicher heruntergekühlt werden oder der Druck des Dampfnetzes angehoben wird, wenn der Strom gerade günstig ist.

Entwickelt hat den E-Flex Scanner das Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt. Das Vorgehen in der App orientiert sich an der VDI-Richtlinie 5207.

Mehr News aus dem Projekt