03.02.2023 ENSURE

ENSURE: Szenarien für die Energiewende aktualisiert

Das Kopernikus-Projekt ENSURE denkt das Stromnetz neu, um es auf künftige Herausforderungen vorzubereiten. Aber welche können das sein? Um Antworten auf diese Frage zu finden, erarbeiten Fachleute Szenarien, die verschiedene Entwicklungspfade voraussagen. Seine aktualisierten Szenarien zur Energiewirtschaft stellt ENSURE nun vor.

Das Bild zeigt Holzwürfel, auf denen Symbole für die Energiewende abgebildet sind, auf dem obersten steht auch das Wort
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Den weiteren Verlauf der Energiewende zu prognostizieren, ist Basis für Handlungsempfehlungen. Daher entwickelt ENSURE seit Beginn des Projekts eigene Szenarien, die konsistente und gesellschaftlich akzeptabel erscheinende Entwicklungspfade beschreiben. Vier verschieden angelegte Szenarien spannen die Bandbreite der realistisch erscheinenden Entwicklungen auf und machen die treibenden Größen erkennbar. Die nachfolgenden vier Storylines bis 2030 (A-D) haben ENSURE-Forschende in enger Interaktion mit einer Gruppe externer Stakeholder aus verschiedenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen bereits in der ersten Projektphase entwickelt.  

  1. Schwache Klimapolitik - beschreibt eine schwache Klimapolitik, die hinter den aktuellen Zielen zurückbleibt
  2. Hohe Klimaambitionen - stellt einen sehr ambitionierten Klimapfad dar, der über die aktuellen Ziele deutlich hinausgeht
  3. Europäische Integration - aktuelle Klimaziele werden erreicht, starke europäische Kooperation
  4. Dezentrale Energiewende - aktuelle Klimaziele werden erreicht, Energiewende stärker dezentral ausgeprägt

Die Storylines und Szenarien bilden die Basis für die nun erfolgte Aktualisierung und Fortschreibung in zwei Durchgängen bis ins Jahr 2050 (Aktualisierung in 2020) bzw. 2045 (Aktualisierung in 2022 als Reaktion auf das angepasste Zieljahr für Klimaneutralität). Die Ergebnisse der zweiten Aktualisierung basieren auf Festlegungen aus dem Frühjahr 2022 und beziehen die gesellschaftliche Diskussion um die Klimaziele, die energiepolitischen Zielsetzungen der seit Herbst 2021 bestehenden Bundesregierung und die politischen Entwicklungen auf europäischer Ebene ein. Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurden, soweit schon erkennbar, berücksichtigt.

Zentrale Ergebnisse der jüngsten Szenarien-Aktualisierung:

  • Als neue treibende Größe wird die Verfügbarkeit (und das Preisniveau) von Erdgas als Energieträger berücksichtigt. In Szenario C ist Erdgas relativ gut verfügbar, während in den Szenarien A und D Gas im Vergleich zur Nachfrage eher knapp ist.
  • Der Kohleausstieg erfolgt in Szenario B bis 2030, in den restlichen Szenarien werden die gesetzlich maximal zugelassenen Kohlekapazitäten bis zum Jahr 2038 genutzt. Eine vorzeitige marktgetriebene Stilllegung erfolgt demnach nicht.
  • Der Energieträgermix der Stromerzeugung besteht in den klimaneutralen Zielszenarien im Wesentlichen aus den Energieträgern Wind onshore, Wind offshore, Photovoltaik und Wasserstoff.
  • Der deutsche Verkehrssektor weist in allen betrachteten Szenarien eine hohe Elektrifizierung bis 2045 auf, auch der Industriesektor unterzieht sich einer signifikanten Elektrifizierung, um die in den Storylines formulierten Klimaziele zu erreichen.
  • Wasserstoff, der mithilfe nicht erneuerbarer Energiequellen erzeugt wurde, kommt ausschließlich in Szenario A in 2045 zum Einsatz.
  • In den anderen Szenarien wird Grüner Wasserstoff als Ersatz für Gas eingesetzt, um Emissionen in der Industrie einzusparen und Klimaziele zu erreichen.
  • Die untersuchten Szenarien zeigen einen steigenden Trend für den deutschen Stromverbrauch bis zum Jahr 2045. Dies folgt aus der Elektrifizierung der Endverbrauchssektoren sowie aus dem Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.
  • Deutschland ist in allen vier Szenarien ein Nettostromimporteur.

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