26.01.2021 SynErgie
Politisches Frühstück: Breite Unterstützung für Energieflexibilität
Die Industrie kann schon heute als virtuelle Batterie die Energiewende unterstützen. Nur rechnet sich das nicht. Deshalb hat das Kopernikus-Projekt SynErgie gemeinsam mit dem Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V. (VIK) regulatorische Änderungsbedarfe für den flächendeckenden Einsatz energieflexibler Technologien in einem virtuellen politischen Frühstück mit Bundestagsabgeordneten und dem Parlamentarischen Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Dr. Michael Meister (CDU), auf die Agenda gesetzt.
Dank des SynErgie-Projekts sind zahlreiche Unternehmen bereits heute so weit, dass sie Flexibilität als Dienstleistung am Markt anbieten könnten. Zum flächendeckenden Einsatz kommt diese allerdings nicht. Grund dafür ist die aktuelle Gesetzgebung. Sie benachteiligt energieflexible Unternehmen eher, als dass sie sie fördert. Mitte Januar luden das Kopernikus-Projekt SynErgie und der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V. (VIK) daher zu einem politischen Frühstück. Mitglieder der Ausschüsse für Wirtschaft, Energie und Forschung aller Parteien waren geladen, gemeinsam regulatorische Änderungsbedarfe für Flexibilitätsansätze zu diskutieren. Gleich zu Beginn betonte Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, dabei:
Wie groß der Änderungsbedarf tatsächlich ist, betonte Heribert Hauck, Leiter der Energiewirtschaft beim Aluminiumhersteller und SynErgie-Partner TRIMET. Das Unternehmen hat neben einer Förderung des BMBF von rund drei Millionen Euro selbst Millionen in die Umrüstung seiner Aluminiumproduktion investiert, um die Stromnachfrage für bis zu 48 Stunden um 22,5 Megawatt erhöhen oder senken zu können. Das entspricht der mittleren Stromnachfrage von ca. 100.000 Privathaushalten. Allerdings: Einsetzen kann TRIMET die Technologie noch nicht ohne mit Mehrkosten bestraft zu werden. Zwei kurzfristige Änderungsbedarfe könnten Abhilfe schaffen, wie Prof. Alexander Sauer, Sprecher des SynErgie-Projekts sowie Prof. Hans Ulrich Buhl, der im SynErgie-Projekt das Cluster Markt- und Stromsystem leitet und Christian Seyfert, Geschäftsführer des VIK unisono ausführten:
Zum einen stellen Netzentgelte einen wesentlichen Anteil der Stromkosten von Unternehmen dar. Derzeit vereinbaren energieintensive Unternehmen individuelle Netzentgelte, wenn sie gleichmäßig Strom verbrauchen, weil dies auch für den Netzbetrieb vorteilhaft ist. Der bewusste, sinnvoll gesteuerte Stromverbrauch für den Ausgleich von Energiespitzen und -engpässen wird nach den derzeitigen Regelungen allerdings durch höhere Netzentgelte bestraft. Um Anreize für die Flexibilisierung des Energieverbrauchs von Unternehmen zu schaffen, muss diese Bestrafung durch weiterentwickelte Berechnungsmethoden der Netzentgelte vermieden werden. Zum anderen können Unternehmen ihre Kosten für die EEG-Umlage senken, indem sie eine zunehmende Energieeffizienz nachweisen. Dieser Nachweis ist jedoch bedroht, wenn Unternehmen netz- bzw. systemdienlich ihre Energienachfrage erhöhen und damit den optimalen Betriebspunkt ihrer Anlagen verlassen, um Leistungsspitzen im Stromnetz auszugleichen. Aus diesem Grund muss bei der Berechnung von EEG-Umlagen neben der Energieeffizienz zukünftig auch die bereitgestellte Energieflexibilität berücksichtigt werden.
Neben dem kurzfristigen regulatorischen Änderungsbedarf hat SynErgie zusätzlich ein Whitepaper erarbeitet, das auch langfristige Änderungsoptionen zur Förderung von energieflexiblem Verhalten im Strommarktdesign aufzeigt.
Bundestagsabgeordnete der CDU, Bündnis90/Die Grünen und der FDP stimmen darin überein, dass sich die Regulierung dringend ändern muss. Das ist ein wichtiger Schritt für das Kopernikus-Projekt SynErgie. Weil der Weg bis zu einer Anpassung der Gesetzgebung allerdings noch lang ist, plant SynErgie bereits das nächste politische Frühstück.