22.11.2023 Ariadne

Energiewende-Update des „Transformation Tracker“

Richtung stimmt, Tempo nicht: Dieses Fazit ergibt sich aus den neuen Zahlen des „Transformation Tracker“. Das Kopernikus-Projekt Ariadne hat das virtuelle Werkzeug, mit dem sich der Status Quo verschiedener Bereiche der Energiewende visuell einordnen lässt, nun erstmals aktualisiert.

Das Bild zeigt die Sonne, die hinter Solarpanels und einem Windrad aufgeht.
©gaopixa - stock.adobe.com

„Bei der Energiewende auf dem Weg zur Klimaneutralität geht es gleich in doppelter Hinsicht um Geschwindigkeit – und Deutschland hinkt aktuell hinterher“, sagt Gunnar Luderer, Vize-Leiter des Ariadne-Projekts und Szenarien-Experte des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). „Einerseits muss das Energiesystem in einem nie dagewesenen Tempo umgebaut werden, also möglichst schnell möglichst viel erneuerbare Energieerzeugungskapazität zur Verfügung gestellt werden. Andererseits ist es eine Herausforderung, Fehlinvestitionen bei Autos, Heizungen und Industrieanlagen zu vermeiden, die den Weg zur Erfüllung der langfristigen Klimaziele verbauen“.

Beim Tempo von Verbrauchsminderungen und Erneuerbaren-Ausbau sind zaghafte Fortschritte feststellbar. Derweil geht die Entwicklung bei manchen fossilen Investitionen derzeit in die genau entgegengesetzte Richtung. So ist der Netto-Zubau von Photovoltaik mit über 10 GW in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 auf Kurs, während im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr fast 10 Prozent mehr Verbrenner verkauft wurden. Bei Gasheizungen zeigen die Absatzzahlen des ersten Halbjahres sogar ein Plus von über 30 Prozent.

Autos werden im Schnitt 15 bis 20 Jahre, Heizungsanlagen bis zu 30 Jahre genutzt. Entsprechend wird eine heute installierte Gasheizung mutmaßlich bis in die späten 2040er Jahre CO2-Emissionen verursachen. Auch Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor werden voraussichtlich bis nach 2040 die Klimabilanz belasten. „Es scheint oft, als wäre noch viel Zeit für die Energiewende bis zum ersten Meilenstein 2030 und zum Klimaneutralitätsziel 2045“, betont Tracker-Fachfrau Frederike Bartels vom PIK. „Doch die Weichenstellungen müssen bereits heute erfolgen. Mit jeder Kaufentscheidung wird auch festgelegt, ob für viele weitere Jahre auf Öl, Kohle und Gas gesetzt wird oder mit klimafreundlicher Technik die Transformation auf Kurs gebracht wird.“

Ob die Energiewende in Deutschland auf Kurs zur Klimaneutralität ist, zeigt Ariadnes „Transformation Tracker“ entlang von mehr als 45 konkreten Schlüsselindikatoren und Kennzahlen. Auf Basis aktualisierter Zahlen stehen 13 Indikatoren „auf Kurs“, 16 weitere machen immerhin noch einigermaßen Tempo, doch bei 18 Indikatoren geht es viel zu langsam voran oder sogar in die falsche Richtung.

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) lassen sich mit diesem Werkzeug reale Entwicklungen ins Verhältnis setzen zu Klimazielpfaden der Ariadne-Szenarien. Die Ergebnisse zeigen, wo es knackt und knirscht, wo Kurskorrekturen nötig sind. Neu ist übrigens neben dem Zahlen-Update, dass der „Transformation Tracker“ nun auch in englischer Sprache verfügbar ist.

Hier geht's zum Tracker.

Und hier geht's zum Artikel, der diesen ausführlich vorstellt.

 

 

Mehr News aus dem Projekt