06.10.2025 Kopernikus-Projekte
„Guckloch Forschung“: Keine Partikularinteressen mehr!
Dass die Kopernikus-Projekte forschen, um die Energiewende voranzutreiben, ist weithin bekannt. Doch wer sind die Menschen dahinter, und was prägt ihren Alltag und ihre Weltsicht? Die Kopernikus-Serie „Guckloch Forschung“ zeigt montags alle zwei Wochen Gesichter der Energiewende und gibt persönliche Antworten. Heute: Janine Gondolf, ENSURE.
Die Kopernikus-Projekte gewähren einen persönlichen Blick in ihre Büros, Labore und Werkhallen in ihrer Steckbrief-Serie. Sie begleitet Interessierte durch das gesamte Jahr 2025, indem sie vierzehntägig eine Person aus der Kopernikus-Forschung vorstellt. Das „Guckloch“ umfasst drei große Themenwelten: Forschung, Persönliches und „Hinter den Kulissen“. Allen Teilnehmenden liegt ein Bogen mit 15 Fragen vor, von denen sie drei streichen dürfen.
Heute sind Ansichten von Janine Gondolf zu lesen. Sie arbeitet für den ENSURE-Partner Karlsruher Institut für Technologie (KIT) am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS). Zu ihren thematischen Schwerpunkten gehören Philosophie und Geschichte der Wissenschaften und der Technik, Epistemologie, Technoscience und Papertools sowie Narrative und Storytelling in der Wissenschaft. Sie gehört auch der Forschungsgruppe „Endlagerung als soziotechnisches Projekt“ an.
Wer vielleicht wenig Zeit hat und selektiv nur einige Fragen anschauen will, kann nachfolgend bequem die Antworten ausklappen, die interessant sind - oder gern auch alle.
wissen. gemeinsam. nützlich.
Die spannendste Frage, an der ich bisher gearbeitet habe, bearbeite ich immer noch: Wie können wir große Infrastrukturprojekte wie die Energiewende nachhaltig gestalten und dabei lokale Unterschiede und Governance-Strukturen berücksichtigen? Besonders faszinierend ist, technische, wissenschaftliche, soziale und politische Dimensionen zusammen wirken zu sehen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Transparenz und die verständliche Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse sind entscheidend für den Erfolg solcher Projekte. Meine Erfahrungen aus vorangegangen Projekten zeigen mir, wie wichtig es ist, Wissenschaft, Wissenstransfer und Wissenschaftskommunikation als dynamischen und integrativen Prozess zu betreiben.
Um die Energiewende erfolgreich zu gestalten, braucht es das Wissen und Können vieler Menschen. Dieses Wissen zusammenzubringen ist schon eine Herausforderung, und es dann noch für alle verständlich und nützlich zu machen, erst recht. Deshalb arbeite ich mit vielen Kolleg:innen zunächst daran, diese Prozesse zu verstehen, um sie dann gemeinsam nachhaltiger und zukunftsfähiger zu machen.
Absolut! Die Energiewende ist eine globale Transformation, die weltweit gedacht, aber lokal umgesetzt wird. Das bedeutet viele Veränderungen, die jeden von uns in irgendeiner Weise im Alltag betreffen. Es ist unumgänglich, dass möglichst viele mitmachen, um die dringend notwendigen Veränderungen zu schaffen. Wenn wir einen unschlagbaren Prozess oder die ultimative Einladung zum Mitmachen hätten, würde das alles verändern.
Keine Partikularinteressen mehr. Damit die Energiewende gelingen kann, müssen viele verschiedene Lösungen ineinandergreifen. Es gibt eine Vielzahl von Ideen und Möglichkeiten, die an unterschiedlichen Orten für bestimmte Kontexte nützlich und damit nachhaltig, rentabel und zukunftsweisend sind. Und das bringt uns alle zusammen weiter. Die Schwierigkeit ist, dass es keine Standardlösungen gibt und viele Eigeninteressen im Spiel sind – dann passiert oft erst mal nichts, und das ist fatal. Deshalb ist es entscheidend, ins Handeln zu kommen und gemeinsam an der Umsetzung der Energiewende zu arbeiten.
Frisches Gemüse, Joghurt und selbst gemachte Burgersauce.
Eigentlich habe ich keinen speziellen Trick. Rausgehen und Radfahren sind meine bewährten Methoden. Das ist zwar alles andere als geheim, aber frische Luft und Bewegung helfen immer, den Kopf frei zu bekommen. Rausgehen geht immer und überall. Radfahren eigentlich auch, aber mein Lieblingsrad ist nicht immer dabei.
Teleportation – nicht nur praktisch für Dienstreisen, sondern auch ideal, um in Besprechungspausen den besten Kaffee zu bekommen.
Ungeduld, wenn mir etwas zu starr erscheint, zu langsam ist oder zu lange dauert. Ich habe nicht viel Geduld für unnötigen Papierkram oder langatmigen Vorträgen und suche immer nach schnelleren und effizienteren Lösungen. Gleichzeitig bin ich diejenige, die auf Protokolle und Dokumentation pocht, damit gemeinsame Arbeit auch zwischen Institutionen und über Ländergrenzen hinweg nachvollziehbar bleibt. Diese Mischung aus Effizienzdrang und Dokumentationsliebe sorgt zwar manchmal für Schmunzeln, aber ist meiner Meinung nach letztlich ein Schlüssel zu erfolgreicher Zusammenarbeit.
Irgendwo draußen, wo es nicht so hektisch und überfüllt ist. In einer Hängematte am Strand oder auf einem Liegestuhl beim Sonnenuntergang. Ein Ort, an dem man die Natur genießen und die Seele baumeln lassen kann. Vielleicht ein abgelegener Strand mit kristallklarem Wasser oder eine ruhige Berghütte mit Blick auf ein weites Tal. Hauptsache, es gibt viel frische Luft, Ruhe, kein Mobilfunknetz und die Möglichkeit, den Alltag hinter sich zu lassen und neue Energie zu tanken.
… weiterhin Wissenschaftlerin in einem multidisziplinären Team, das sich mit komplexen, potenziell konfliktreichen Themen beschäftigt. Wissenschaftlich-technischer Fortschritt verbessert unser Leben, bringt aber auch unerwartete Folgen mit sich. Wissen zum Handeln bereitzustellen, finde ich wichtig, um gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Ich finde es inspirierend, mit Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten und neue, nachhaltige und kreative Lösungen zu finden, die wirklich einen Unterschied machen.
Die größte Herausforderung, die ich in meinem Beruf gemeistert habe, war, den internen Wissenstransfer in einem internationalen, interdisziplinären Forschungsprojekt zu leiten, das innovative Lösungen für komplexe wissenschaftliche Fragestellungen entwickelt hat. Unser Team bestand aus Expert:innen verschiedener naturwissenschaftlicher Fachrichtungen, Datenanalyst:innen und Ingenieur:innen. Alle brachten einzigartige Perspektiven und Fähigkeiten ein, was die Zusammenarbeit sowohl spannend als auch herausfordernd machte. Besonders stolz bin ich darauf, wie wir es geschafft haben, trotz unterschiedlicher Hintergründe und Arbeitsweisen eine gemeinsame Vision und viele integrierende Narrative zu entwickeln und diese immer weiter zu verfeinern.