22.09.2025 Kopernikus-Projekte
„Guckloch Forschung“: Die Luftfahrt klimaneutral machen
Dass die Kopernikus-Projekte forschen, um die Energiewende voranzutreiben, ist weithin bekannt. Doch wer sind die Menschen dahinter, und was prägt ihren Alltag und ihre Weltsicht? Die Kopernikus-Serie „Guckloch Forschung“ zeigt montags alle zwei Wochen Gesichter der Energiewende und gibt persönliche Antworten. Heute: Roald Brosius, P2X.
Die Kopernikus-Projekte gewähren einen persönlichen Blick in ihre Büros, Labore und Werkhallen in ihrer Steckbrief-Serie. Sie begleitet Interessierte durch das gesamte Jahr 2025, indem sie vierzehntägig eine Person aus der Kopernikus-Forschung vorstellt. Das „Guckloch“ umfasst drei große Themenwelten: Forschung, Persönliches und „Hinter den Kulissen“. Allen Teilnehmenden liegt ein Bogen mit 15 Fragen vor, von denen sie drei streichen dürfen.
Heute sind Ansichten von Roald Brosius zu lesen. Er arbeitet als Senior Expert Hydroprocessing beim P2X-Partner INERATEC. Das Unternehmen spielt eine maßgebliche Rolle im P2X-Demonstrationsvorhaben P2Fuels.
Wer vielleicht wenig Zeit hat und selektiv nur einige Fragen anschauen will, kann nachfolgend bequem die Antworten ausklappen, die interessant sind - oder gern auch alle.
Low Pressure Hydrocracking.
Zum Start bei INERATEC hat unser CEO Tim Böltken mich gebeten, eine Upgrading Unit (für Hydroisomerisierung und Hydrocracking) so zu bauen, dass man sie an eine INERATEC-Produktionsanlage einfach anbauen kann. Das war die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt, und ich wusste die Antwort. Wenn die Kraftstoffe in modularen Einheiten hergestellt werden, sollte die Kraftstoffaufbereitung auch so funktionieren.
Um aus CO2 und Wasserstoff über den Power-to-XProzess möglichst effizient und günstig- Sustainable Aviation Fuel herzustellen, ist der beste Weg das Aufspalten der synthetischen Wachse – ich erforsche, wie diese Aufspaltung optimal ablaufen kann.
Den Durchbruch gab es schon. In 2011 wurde Sonnenenergie erstmals günstiger als Strom aus fossilen Quellen. Die Veränderung der Welt beschleunigt sich unaufhaltsam, weil der Ausbau der erneuerbaren Energien exponentiell zunimmt. Wenn wir diese erneuerbare Energie für den Power-to-X-Prozess nutzen und am Ende nachhaltigen Flugtreibstoff herstellen, machen wir die Luftfahrt damit klimaneutral. Wir erhalten eine globalisierte, vernetzte Welt, ohne den Planeten weiter zu belasten.
Dass sie nicht ausufert in Energiekolonisierung. Wir müssen der Lobby der fossilen Industrie etwas entgegensetzen, um uns zu stärken. Denn auch wenn der globale Süden die scheinbar größeren erneuerbaren Energieressourcen zur Verfügung stellt, haben wir die Technologie, um diese nutzbar zu machen und weltweit gerecht einzusetzen: direkt am Erzeugungsort, oder indem wir Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe herstellen und weltweit verkaufen. Von einer gemeinsamen, globalen Energiewende profitieren alle.
Kirschen (für den selbstgemachten Milchreis). Hot Cross Buns (special interest; wer kennt sie?,) und da ich aktuell in Südafrika forsche, ist es das einzige Rosinenbrot, das ich bekomme. Und: Es schmeckt mit dem einzigen essbaren Käse in Kapstadt (gereiftem Cheddar) besonders lecker. Auch wichtig: Wasser, kaltes Wasser gerade im Sommer - herrlich!
Rachmaninoff 2. Pianokonzerto. „Entspannen“ ist für mich ein Fremdwort, aber Begeisterung und diese Emotionen geben mir mehr Energie als zehn Stunden Schlaf.
Laufen! Teufelskreise im Kopf lassen sich beim Trailrunning durchbrechen. Sobald ich aufhöre, über meine eigenen Füße zu stolpern, fällt mir häufig etwas ein, das offensichtlich ist, aber erst mit mehr Distanz sichtbar wird.
„Indiana Jones“ . Ehrlich, ich könnte zum Weinen zig Filme nennen, aber an Lebenslust, Humor und Abenteuer ist der „Indy“ nicht zu überbieten. Und die Trompeten-Serenade ist die beste Filmmusik, die jemals geschrieben wurde: Gänsehaut!
Geduld! Nicht aus der Haut zu fahren, wenn jemand Mist baut. Mein Doktorvater an der KU Leuven, Prof. Johan Martens, ist der Inbegriff der Geduld. Jedenfalls hatte er mit mir viel Geduld. Alleine dadurch ist er mein großes berufliches Vorbild.
Wenn ich meine Geduld verliere, ist das meistens nicht lustig. Ansonsten: Carrot Cake, hmm...
Gnaraloo zum Windsurfen. Psst, Geheimtipp! Nicht weitererzählen! Obwohl: Weil es da sogar keinen Handy-Empfang gibt und sicher kein WIFI, dürfte es nicht zu schnell überlaufen werden.
Bankrott. Ich kann Kartenlesen wie kein zweiter und bin meistens analog unterwegs. Ich brauche kein Instagram und schon gar keinen Guide oder Internet, um mir auszumalen, wo die Natur schön sein könnte. Nur mit Tagesträume kann man kein Geld verdienen, und Freunde, die auf Wanderungen mitkommen, abzocken: Das ist wahrscheinlich schlecht für die Freundschaft. Ab und zu wird ein Abenteuer zur Tortur, aber die schönsten Ecken verlangen Mühe, um sie zu erreichen.
Emanzipation vom „Chef“. Selbst denken, es tatsächlich besser wissen und dann den richtigen Weg gehen, entgegen der Flut an Vorwürfen, Drohungen und Gegenwind.
Bleib dran! Dumme Ansätze führen zu interessanten Entdeckungen, aber nur, wenn man sie konsequent weiterverfolgt bis zum vorhersehbarem Scheitern. Das Scheitern ist nicht das Ziel, obwohl ein bisschen Demut nicht schadet. Aber auf unvorhersehbare Weise und an unerwarteten Stellen kommen neue Einsichten, die sich lohnen. Dann macht Forschung so viel Spaß!